Einen besonderen Abend verbrachten wir gestern mit Erich Kästner und Joachim Ringelnatz. In der heimeligen Atmosphäre eines ehemaligen Bauernhofes brachten Johannes Göbel und Martin Mock Gedichte der beiden Autoren zu Gehör und egnzten sie mit kurzen biografischen Zwischenbemerkungen. Die meisten der Gedichte von Ringelnatz waren mir unbekannt und stellten mir den Dichter in seinen vielen Facetten vor. Kein Kuttel Daddeldu, dafür viele tiefsinnige und natürlich auch humorige Gedichte. Auch von Kästner kamen viele Gedichte, teils eigenwillig vertont und gesungen, die nicht zum üblichen Repertoire der Rezitatoren gehören: Hochzeitmachen (1925), Die Großeltern haben Besuch (1932) und Ein alter Herr geht vorüber (1946). Über Ringelnatz hat Kästner sich 1930 sehr positiv geäußert (nachzulesen in Gemischte Gefühle I, 175). Weit über 2 Stunden stellten die beiden engagierten Rezitatoren fast ausschließlich Gedichte thematisch gegenüber. Und wer die Augen schloss, der konnte den Dauerregen der letzten Tage beim Gedicht Landregen von Ringelnatz spüren.

Am kommenden Sonntag, dem 27. Januar 2019, werden Göbel und Mock zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialsmus ein Programm Erich Kästner und die Kriege in der Landsynagoge Rödingen vorstellen.