Neues aus der Forschung

Rund um den 125. Geburtstag Kästners erscheinen neue Erträge der Forschung, auf die wir mit Spannung schauen. So erscheint im Oktober im Metzler-Verlag das „Kästner Handbuch“ in der renommierten Handbuch-Reihe. Der Literaturwissenschaftler Stefan Neuhaus (Koblenz) hat als Herausgeber ein beachtliches Spektrum der Kästner-Forschung abgebildet, zu dem auch Mitglieder unserer Gesellschaft beitragen durften:

„Erich Kästner (1899-1974) ist einer der international meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. Seine Lyrik, seine Romane für Erwachsene und vor allem seine Bücher für Kinder waren bereits in der Weimarer Republik berühmt und einflussreich, ebenso seine journalistischen wie kabarettistischen Arbeiten. Dennoch ist die Erforschung von Kästners Werk und Wirkung bisher überschaubar. Dieses Handbuch schafft durch eine umfassende Darstellung des Werks, seiner Kontexte sowie der Rezeption erstmals eine Grundlage für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Weltautor.“

Bei Königshausen & Neumann widmet sich Andreas Nolte dem Gebrauch von Sprichwörtern und Redewendungen im Werk Erich Kästners:

„Diese Studie betrachtet das Werk von Erich Kästner (1899–1974) aus einem neuen Blickwinkel. Einerseits ist dieser eng gefasst, weil er sich auf die Betrachtung der lexikalisch belegbaren Sprichwörter und Redensarten beschränkt, gleichzeitig ist er aber weit ausgedehnt, da hier die Gesamtheit seiner veröffentlichten Schriften untersucht wird.
Auf den fast 7.000 Textseiten finden sich 590 Sprichwörter und 1.910 Redensarten, die Kästner nicht nur oft und überall eingesetzt hat, sondern vor allem klug und kreativ. Dies wird in der Studie in acht ausführlichen Kapiteln deutlich, wo Kästners bemerkenswerter Sprachgebrauch in seinen Gedichten, der Kinder- und Jugendliteratur, den Erwachsenenromanen, seinen Arbeiten für Theater, Film und Radio, den Tagebüchern und Briefen, sowie seiner umfangreichen Publizistik anhand vieler Textbeispiele aufgezeigt wird. Im Anschluss daran wird erstmals ein Register mit allen seinen Sprichwörtern und Redensarten vorgelegt. Insgesamt wird hier dann ein wichtiger Aspekt dessen erkennbar, was bisher oft eher vage als »Kästner-Ton« bezeichnet worden ist.
Deutlich werden in dieser Kästner-Studie nicht nur Leben und Werk eines der international erfolgreichsten deutschen Autoren, der mit sprachlicher Virtuosität und beeindruckender Produktivität in den verschiedensten Textarten und Medien tätig war, sondern ebenso seine Rolle als Chronist, der einen bedeutenden Teil des vorigen Jahrhunderts wirkungsvoll dokumentiert und kommentiert hat.“

Der Erich Kästner Preis für Literatur 2024 geht an Wolf Haas

Verleihung des Erich Kästner Preises für Literatur 2024 an Wolf Haas

Der österreichische Autor Wolf Haas wird mit dem Erich Kästner Preis für Literatur 2024 ausgezeichnet. Der Preis wird an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die herausragende schriftstellerische Werke mit zeitkritischen Zügen veröffentlicht haben. Die Preisverleihung findet am 23. Februar 2024, dem 125. Geburtstag von Erich Kästner, in der Internationalen Jugendbibliothek in Schloss Blutenburg im Rahmen einer Tagung zu Erich Kästner und der Humor statt.

In der Jurybegründung heißt es: „In der Brillanz und dem Einfallsreichtum seiner Sprache, seinem souveränen und habituellen Einsatz von Komik und Humor, der Reflexion menschlicher Ängste und Nöte, in der engen Bindung seines Lesepublikums zeigt sich eine weitläufige Verwandtschaft zum Namensgeber dieses Preises. Wolf Haas erhält daher den Erich Kästner-Preis für sein immer überraschendes und sprachlich funkelndes Gesamtwerk.“

Wolf Haas, Jahrgang 1960, zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Vertretern der österreichischen Gegenwartsliteratur. Mit seinen Kriminalromanen um den schrulligen Ermittler Simon Brenner hat er ein Millionenpublikum gewonnen und das Genre literarisch aufgewertet und eigenwillig ausgeformt. Daneben hat er u.a. mit „Das Wetter vor 15 Jahren“ (2006) und „Verteidigung der Missionarsstellung (2012) ein vielseitiges, metafiktional verspieltes, sprachlich komplexes Werk geschaffen. Dafür wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit den Bremer Literaturpreis, dem Wilhelm-Raabe-Preis und dem Jonathan-Swift-Preis. Sei neuster Roman „Eigentum“ ist gerade im Hanser Verlag erschienen.

Der Erich Kästner Preis für Literatur wird seit 1979 in unregelmäßigen Abständen von der Erich Kästner Gesellschaft vergeben. Bisherige Preisträger sind Peter Rühmkorf (1979), Loriot (1984), Robert Gernhardt (1999), Tomi Ungerer (2003), Andreas Steinhöfel (2009) und Felicitas Hoppe (2015). Der Preis ist mit € 5.000 dotiert.