Fünf.Zwei.Vier.Neun.

Dies ist der Titel einer neuen Zeitschrift, die sich mit der Literatur der Weimarer Republik beschäftigt. Ihr ungewöhnlicher Titel bezieht sich auf die 5249 Tage, die die Weimarer Republik bestand hatte. Ich habe es nicht nachgerechnet.
Die Ausgabe 0 beschäftigt sich mit den Wirtschaftskrisen. Eindrucksvoll und ergreifend schildert Harry Graf Kessler die Not Berliner Kinder in den Nachkriegsjahren. Sein Vortrag aus dem Dezember 1920 wird ebenso dokumentiert wie die Reaktionen auf seine Initiative zur Hilfeleistung. Auch die Auswirkungen der Inflation 1923 werden in Quellen dokumentiert.
Schwerpunkt des Heftes sind allerdings die Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929. Aufhänger ist das Erscheinen von Hans Falladas Roman Kleiner Mann was nun? im Jahr 1932. Der Herausgeber des Heftes Jörg Mielczarek geht der Frage nach, warum dieser Roman den Nerv der Zeit traf und führt Rezensionen von Carl Zuckmayer, Hermann Hesse, Thomas Mann und anderen an.
Hier liegt die Stärke des vorliegenden Heftes: Die zahlreichen Dokumente ermöglichen ein Eintauchen in die Rezeptionsgeschichte des Werkes und die dramatische Situation zu Beginn der 1930er Jahre in Deutschland.
Ergänzt wir die Zusammenstellung u.a. von einem Literaturkalender, in dem auch unser Patron Erich Kästner zweimal auftaucht: Am 17. Oktober 1931 beschlagnahmt die Wiener Polizei in einer Buchhandlung alle Gedichtbände von Erich Kästner weil man im Schaufenster das Gedicht Patriotisches Bettgespräch lesen konnte. Dies erfülle den Tatbestand der Beleidigung und der Unzucht. Am 6. November 1932 wird in der Literarischen Umschau der Vossischen Zeitung Erich Kästners neues Kinderbuch Der 35. Mai begeistert besprochen.
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Einige Reaktionen und Hintergrundinformationen habe ich ebenfalls gefunden.