Zu einem Thementag versammelten sich einige Mitglieder der Erich Kästner Gesellschaft am gestrigen Samstag. Zunächst besuchten sie gemeinsam die Aufführung Die verschwundene Miniatur des Kinder- und Jugendzentrum HOTTI e.V. in Sankt Augustin. Unter der Regie von Eva Protzek und Marcel Schupp brachte das generationsübergreifende Ensemble im Alter von 8 bis 40 Jahren die Theaterfassung des Romans von Erich Kästner auf die Bühne im Haus Menden. Es war eine großartige Aufführung, in der vor allem vor der Pause mit viel Tempo gespielt wurde. Sehr abwechslungsreich wurde die Geschichte in Szene gesetzt: Zunächst spielte sich alles im Hotel d’Angleterre ab, doch die Motivation des Fleischermeisters Külz, nach Kopenhagen zu reisen, wurde durch den Song Au revoir von Mark Foster sehr passend erklärt. Die Geschichte des Ehepaares Külz wurde durch Videoeinspielungen erläutert. Und so nahm das Verwirrspiel um den Kopf der Königin seinen Lauf. Höhepunkt des 2. Aktes nach der Pause, in der das Publikum bestens mit selbstgebackenen Kuchen versorgt wurde, war zweifellos die Busfahrt des UNO-Clubs (wer spielt heute noch Skat?) zur Meisterschaft nach Brüssel. Und die Aufklärung des Falls steckte dann noch einmal voller Überraschungen. Eindrucksvoll ist auch das Bühnenbild, das sich geschickt in die unterschiedlichen Schauplätze verwandeln lässt. Insgesamt also ein sehr unterhaltsamer Nachmittag mit vielen Beteiligten, bei denen sich Marcel Schupp nach der Premiere für die geleistete Unterstützung bedankte. Wer die Gelegenheit hat, das doch eher selten aufgeführte Stück an den kommenden Wochenenden noch zu sehen, sollte diese wahrnehmen.

Angeregt durch dieses Ereignis schauten die Mitglieder der Erich Kästner Gesellschaft anschließend gemeinsam die Videoaufnahme der Kölner Aufführung der Michaeli-Schule, die im vergangenen Jahr den Erich Kästner Förderpreis gewann. Auch diese Inszenierung beruhte auf der Bühnenfassung von Stefan Schroeder, erschienen im Chronos-Verlag, und überzeugt vor allem durch die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller.

Abgeschlossen wurde der Abend dann mit dem Film Die verschwundene Miniatur von 1954 und der Lektüre des Artikels von Caroline Nicolai im Jahrbuch 7 der Erich Kästner Gesellschaft. Die abschließende Diskussion verlief lebhaft und was die Bewertung der gesehenen Inszenierungen anging durchaus kontrovers.