Sommergrüße und Kulturhinweise

Liebe Kästner Freunde,

zum Förderpreis erhielt ich eine Mail aus Eislingen:

Sehr geehrter Herr Nicolai,
das Erich Kästner Gymnasium in Eislingen möchte sich ganz herzlich für den Erich Kästner Preis bedanken. Heute haben die Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer unserer Schule beschlossen, das Preisgeld zur Leseförderung unserer Schülerinnen und Schüler einzusetzen, zum Beispiel zur Errichtung
von Klassenbüchereien, für Büchergutscheine als Belohnung von Klassenwettbewerben im Lesen oder Schreiben, als Belohnung für den Antolin-Wettbewerb etc.. Den kreativen Ideen der Jugendlichen und der Lehrenden ist nun (fast) keine mehr Grenze gesetzt. Und wer weiß: Vielleicht entsteht daraus ja wieder ein Beitrag für den nächsten Erich Kästner Wettbewerb.
Ihnen herzlichen Dank! Mit freundlichen Grüßen Dorothea Weber

PS Heute morgen habe ich ein sehr gutes Schülerreferat in Klasse 10 über Erich Kästner erlebt. Es gab anschließend eine intensive Diskussion, warum
Kästner unser Schulpatron ist. Und am Ende waren sich alle einig, dass sie stolz darauf sein können, Schülerinnen und Schüler eines „Erich Kästner
Gymnasiums“ zu sein!

Auch in Eschweiler war die Freude groß: Hier der Link zur Homepage.

Und auch aus Stutensee gibt es einen Dank. In der Lokalpresse erschien folgender Text mit Foto: 

Die Klasse 10c belegt den 3.Platz beim Erich Kästner Förderpreis 2023

Im Rahmen unseres Schuljubiläums wurde am 3.Februar der Erich Kästner Thementag durchgeführt. Jede Klasse der EKRS beschäftigte sich an diesem Tag mit verschiedenen Inhalten zu unserem Namensgeber. Die Klasse 10c setzte sich thematisch mit Kästners lyrischem Werk „Besuch vom Lande“ auseinander. Dabei entstanden unterschiedliche Collagen zum Gedicht, die jetzt durch die Erich Kästner Gesellschaft mit Sitz in München ausgezeichnet wurden. In der Begründung heißt es: „Alle eingereichten Beiträge zeichneten sich durch viel Fantasie, Geist, Witz und Kreativität aus. Eure Collagen zu Kästners Gedicht haben der Jury sehr gut gefallen.“ Das Preisgeld von 100 Euro möchte die Klasse für die Gestaltung ihrer Abschlusssäule nutzen.

Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!

 

Frau Törpsch, die jahrelang im Erich Kästner Museum in Dresden gearbeitet hat schickte mir folgende Hinweise:

Unser Jahrbuch 8, die Festschrift zum 40jährigen Bestehen der Erich Kästner Gesellschaft, wurde eingeleitet mit einem Gedicht von José F. A. Oliver. Hier liest er es.

Es gibt Neuigkeiten aus dem Erich Kästner Haus für Literatur in Dresden. So ist das MuseumsMobil beim Hausacher LeseLenz 2023. Das ganze Programm gibt es hier.

Außerdem aktuelle und angekündigte Theateraufführungen:

Emil und die Detektive – Ein Musical für Kinder und ihre Familien nach dem Roman von Erich Kästner

Theater Trier Premiere am 10.06.2023

Münchhausen
40. SOMMERTHEATER DER SCHAUSPIELSTUDIERENDEN 2023
Erich Kästner, für die Bühne bearbeitet von Johanna Schall/Grit van Dyk
Leipzig – Innenhof des GRASSI Museums    Premiere 29.06.2023

Emil und die Detektive – Die Kölner Fassung nach Erich Kästner
Stadthalle Köln – Ein Gastspiel der COMEDIA
Aline Ackers übersetzt in Deutsche Gebärdensprache
22.09.2023

 

Pünktchen & Anton – Familienkonzert mit der Dresdner Philharmonie

Lesung und Musik rund um Erich Kästners berühmten Roman

Kulturpalast Dresden      27.04.2024

Viel Spaß und einen schönen Sommer wünsche ich euch!

Zum Tod von Klaus Doderer

Klaus Doderer hat 1963 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main das Institut für Jugendbuchforschung gegründet und damit die Forschung über Kinder- und Jugendliteratur entscheidend mitgeprägt. Man könnte ihn eigentlich den Gründer der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Kinder- und Jugendliteratur überhaupt nennen.

Doderer verfasste unter vielem anderem zahlreiche wissenschaftliche Artikel über Erich Kästners Kinder- und Jugendbücher und von seiner Hand erschienen auch zwei bedeutende Kästner-Analysen, die das gesamte Œuvre berücksichtigen. Auch für die Erich Kästner Gesellschaft hat Klaus Doderer eine entscheidende Rolle gespielt.

Die Erich Kästner Gesellschaft wurde 1975 gegründet – hauptsächlich von Kästners langjähriger Lebensgefährtin Luiselotte Enderle initiiert – und war bis Mitte der 1990er-Jahre eher eine Art „Freundeskreis im Gedenken an Erich Kästner“. Die Mitgliedschaft musste von der Gesellschaft angetragen werden.

1996 wurde Klaus Doderer zum Ersten Vorsitzenden der Erich Kästner Gesellschaft gewählt und er ergriff die Initiative, die Gesellschaft zu modernisieren. Konkret bedeutete das für ihn, dass die Möglichkeit bestehen müsse, auch ohne direkte Aufforderung Mitglied der Erich Kästner Gesellschaft zu werden. Dafür sollte aber die Satzung der Gesellschaft geändert werden. 1997 legte Doderer deshalb einen Entwurf für eine entsprechend geänderte Satzung vor, darüber hinaus auch ein Statut für die Vergabe des Erich Kästner Preises für Literatur – beide wurden in der Mitgliederversammlung verabschiedet.

Da sich zu jener Zeit der 100. Geburtstag Kästners näherte, trat Klaus Doderer mit vielen Personen und Institutionen in Verbindung und förderte und unterstützte in dieser Weise zum Beispiel entscheidend die große Ausstellung über Erich Kästner, die unter dem Titel Die Zeit fährt Auto“ vom 24. Februar bis zum 1. Juni 1999 im Deutschen Historischen Museum in Berlin gezeigt wurde und anschließend vom 2. Juli bis zum 31. Oktober im Münchner Stadtmuseum. Außerdem engagierte er sich für die ebenfalls anlässlich des 100. Geburtstages erschienene neunbändige Ausgabe der Werke Erich Kästners im Carl Hanser Verlag. Zudem verhandelte Doderer mit der Deutschen Post, und so kam im Jubiläumsjahr 1999 zur Erinnerung an Erich Kästner auch eine 300-Pfennig-Briefmarke heraus, die als Motiv Walter Triers Titelbild von Emil und die Detektive zeigt – Kästners bis heute berühmtestes Kinderbuch. Dies sind nur einige Beispiele der Initiativen, die Klaus Doderer als Erster Vorsitzende der Erich Kästner Gesellschaft ergriffen hat. Er hat in dieser Weise sowohl die Gesellschaft als auch Kästners Werk im Allgemeinen wieder entscheidend in den Vordergrund gerückt. Obendrein hat sich die Mitgliederzahl der Gesellschaft in dieser Zeit verdoppelt.

Persönlich habe ich Klaus Doderer ebenfalls in sehr guter Erinnerung. 2007 oder 2008 arbeiteten wir zufällig beide gleichzeitig im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Er an seinem Buch James Krüss – Insulaner und Weltbürger, ich an meiner Bibliographie Erich Kästner. Abends haben wir öfter gemütlich zusammengesessen. Schließlich lud er mich sogar nach Darmstadt ein, zu sich nach Hause, und zwar zu einem „Snack“. Offenbar hatte ich das deutsche Wort bis dahin immer missverstanden, denn seine Frau und er hatten eine umfangreiche Brotmahlzeit vorbereitet.

2017 berichtete mir Klaus Doderer dann in einem individualisierten Rundschreiben, dass er altersbedingt – er war damals 92 Jahre alt – etwas kürzertreten möchte.

Klaus Doderers Name wird für immer mit der Erich Kästner Gesellschaft verbunden bleiben, und die Mitglieder, die ihn gekannt haben, werden ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten.

Johan Zonneveld

 

 

 

Erich Kästner Förderpreis 2023 – Die Sieger stehen fest

Der erste Preis geht in diesem Jahr an die Klasse 2a der Erich Kästner Grundschule in Gera. Die Schülerinnen und Schülerinnen haben sich im Rahmen einer Projektwoche rund um Erich Kästners Geburtstag mit Emil und den Detektiven beschäftigt. Teile der Geschichte wurden phantasievoll in Comics umgesetzt. Außerdem wurde die Geschichte anhand von Standbildern nacherzählt. Die Fotodokumentation hat unserer Jury besonders viel Freunde gemacht.

Den zweiten Platz teilen sich die Klasse 5a der Gesamtschule Eschweiler Waldschule und das Erich Kästner Gymnasium Eislingen. Auch die Schülerinnen und Schüler aus Eschweiler haben im Unterricht Emil und die Detektive gelesen und dazu ein Lexikon erstellt. Fächerübergreifend wurde in Deutsch, Kunst und Informatik gearbeitet. Wie gegenwärtig ihr Namenspatron im Schulalltag ist zeigten uns Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer des Erich Kästner Gymnasiums Eislingen mithilfe einer beeindruckenden Präsentation.

Auch den dritten Platz teilen sich zwei Schulen: Die Erich Kästner Realschule in Stutensee und die Erich Kästner Schule Bochum. In Stutensee wurde Kästners Gedicht Besuch vom Lande in Collagen umgesetzt; in Bochum im Rahmen eines Projekts zur Erinnerungskultur die Geschichte der jüdischen Familie Freimark nachgezeichnet und mit Texten von Erich Kästner in Beziehung gesetzt.

Ein ganz herzlicher Dank geht an alle teilnehmenden Schulen. Sie alle werden in den nächsten Tagen Post von uns bekommen.

 

Zwei Neuerscheinungen

In aller Kürze möchte ich euch auf zwei interessante Neuerscheinungen hinweisen:

In ihrem Roman Den Traum im Blick stellt Birgit Ebbert die kurze Karriere der Schauspielerin Herti Kirchner und ihr Verhältnis zu Erich Kästner vor. Der fiktive Medizinstudent Alexander stammt wie Herti aus Kiel und verfolgt ihre Karriere in Berlin und ihren Aufstieg als vielversprechende Nachwuchsschauspielerin, die mit Heinz Rühmann und Luis Trenker vor der Kamera steht, bis zu ihrem tragischen Unfalltod 1939.

Das Sachbuch Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg 46 – Treffen am Abgrund von Uwe Neumahr beschäftigt sich mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess begleitet haben. Kapitelweise stellt er die Autorinnen und Autoren vor und berichtet von ihren Perspektiven auf das Prozessgeschehen. In einem Kapitel werden Erich Kästner und Peter de Mendelssohn vorgestellt. Andere Kapitel widmen sich Erika Mann, Alfred Döblin, Willy Brandt, Wolfgang Hildesheimer und vielen anderen.

Beide Bücher sind lesenswert und werden im kommenden Jahrbuch der Eich Kästner Gesellschaft ausführlich rezensiert.

 

Prof. Dr. Bernhard Meier gestorben

Am 14. Februar 2023 ist unser langjähriger Erster Vorsitzender Bernhard Meier gestorben. Der aktuelle Vorsitzende Dr. Johan Zonneveld schreibt dazu:

Lieber Bernhard,

kurz nachdem der Numerus Clausus für eine Mitgliedschaft in der Erich Kästner Gesellschaft aufgehoben wurde, hast Du dich als Mitglied angemeldet. Schon daraus wird deutlich, wie sehr Du dich für die – nicht nur pädagogischen – Ideen Erich Kästners engagiert hast.

Innerhalb der Erich Kästner Gesellschaft bist Du immer sehr aktiv gewesen und warst zwölf Jahre im Vorstand aktiv – zuerst als zweiter und danach acht Jahre als erster Vorsitzender. Die Mitglieder erinnern sich gerne an die von Dir immer so gut organisierten und mit vielen Vorträgen unterstützten Tagungen.

Erich Kästner und die pädagogisch didaktische Umsetzung seiner Ideen haben Dich einen Großteil Deines Lebens begleitet.

Es ist ganz bestimmt kein Zufall, dass der erste Beitrag, der von Dir im Jahrbuch der Erich Kästner Gesellschaft erschien, den Titel Didaktisch-Methodische Reflexionen zu Erich Kästner trug. Dein Erfindungsreichtum, die Kinder- und Jugendbücher Kästners den Schülerinnen und Schülern schmackhaft zu machen, war schier unerschöpflich. Damit hast Du nicht nur „den Namenspatron unserer Gesellschaft“, wie Du gerne sagtest, in den Fokus der jungen Generation gerückt, sondern auch die pädagogische Förderung von Kindern und der Jugend im Sinne Kästners entscheidend mitgeprägt. Dafür sind wir Dir sehr dankbar.

Deine Schüler, deren viele selbst Lehrer wurden, erinnern sich gern daran, wie du sie mit deiner Art und deiner Faszination für Erich Kästner und die Vermittlung seiner Ideen angesteckt hast.

Darüber hinaus hast Du zahlreiche literarische Analysen vor allem von Kästners Lyrik geschrieben. Glücklicherweise sind Deine Ideen und auch viele der nach Deiner Anregung entstandenen Aufsätzen und Lernhilfen in verschiedenen Büchern von Dir festgehalten worden.

Es ist eine sehr verdiente Ehre, dass Du im Sinne Kästners in dieser Weise weiterleben wirst. Sie sind, wie Du selbst 2007 in dem Vorwort zu einem Reader geschrieben hast, „ein Instrument politischer, moralischer oder literarischer Erziehung“. Davon zeugen auch die beiden von Dir herausgegebenen Jahrbücher der Erich Kästner Gesellschaft.

Es ist natürlich Zufall, aber eigentlich eine große und verdiente Ehre, dass Deine Trauerfeier und Beerdigung am Geburtstage Kästners stattfinden.

Lieber Bernhard, wir haben einen großen Kästner-Kenner, aber vor allem einen sehr liebenswürdigen Freund verloren. Aber, wie ein Freund Kästners formulierte: Die Sonne ist nicht weg, sie ist nur, wie die Italiener sagen, „tramonte“, über die Berge verschwunden. Nicht mehr sichtbar, nur woanders.

 

An der Trauerfeier und Beisetzung nahm für die Erich Kästner Gesellschaft unser Mitglied Dr. Kay Nagel teil.

Beisetzung Prof. Dr. Bernhard Meier in Nürnberg am 23.02.2023

von Kay Nagel

Sicherlich zufällig, aber die Ehre war groß und verdient, dass unser langjähriger Vorsitzender, Kästner-Forscher und Deutsch-Didaktiker just am 124. Geburtstag des Namenspatrons seine letzte Reise tat. Begleitet wurde er über den Nürnberger Südfriedhof von einer Trauergemeinde, deren hinten gehende Mitglieder das von einem ehemaligen Mitschüler Bernhards getragene Kreuz nur mehr schemenhaft erkennen konnten. Vielen Menschen hat er etwas bedeutet; so vielen Menschen, dass die Stühle in der Aussegnungshalle nicht für alle reichten.

Es war ganz sicher kein Zufall, dass die Trauergemeinde zu den Klängen von Johann Sebastian Bachs „Air“ in die Halle schritt. Pfarrer Markus Bolowich hob in seiner Trauerrede Bernhard Meiers bewundernswertes Können und Wirken an der Orgel hervor, skizzierte seinen Weg von der Kindheit bis zum Engagement in Musik, Universität und Gesellschaft, unermüdlich, freundlich, herzlich.

Zwei Marienlieder und das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ waren für die Trauergäste vorbereitet. Pfarrer Bolowich kommentierte die Auswahl: „Wer ihn kannte, erkennt ihn hierin wieder. Das ist Bernhard.“

Den Worten des Pfarrers folgte drei Reden, die wohl repräsentativ für die drei Anker in Bernhards Leben standen: Seine Nichte, Anna Wondrak, sprach bewegende Worte aus der persönlichen Sicht in Vertretung der Familie. Prof. Dr. Cornelia Rémi, Lehrstuhlvertreterin in der Deutsch-Didaktik an der Universität Eichstätt hielt eine Laudatio auf seine wissenschaftliche Tätigkeit, die sich über viele Universitäten erstreckte. Schließlich durfte ich dank der als Gemeinschaftsprojekt von Johan Zonneveld, Caroline Nicolai und mir entstandenen Rede ein letztes Mal Zwiegespräch mit Bernhard Meier in Repräsentanz für die EKG halten. Ein Hauch Persönliches, vertraut Erinnerndes, viel Würdigendes.

Als hätte Bernhard Meier es sich wohl ausgesucht, erklang, der Sarg voran, die wandelnde Trauergemeinde hinterher, zum Auszug wiederum Bach: Jesus bleibet meine Freude.

Am Grab zeigten Fotografie und der Kranz der Erich Kästner Gesellschaft mit „Parole Emil“ Bernhard Meiers Platz für die Ewigkeit.