Neuerscheinungen rund um Erich Kästner

Was gibt’s Neues?

Erich Kästner Emil und die Detektive ist erstmal auf Laotisch erschienen.

Tilman Röhrig Und ohne Tabu explodiert die Welt. Der große Erich Kästner Roman hätte möglicherweise schon 2024 erscheinen sollen. Das Buch ist aber auch ein Jahr nach dem großen Kästner-Jubiläum lesenswert.

Jella Lepman. Journalistin, Autorin, Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek. Eine Wiederentdeckung. Mit Beiträgen u.a. von Sven Hanuschek und Christiane Raabe, die auch Mitherausgeberin des Sammelbandes, der eigentlich ein Tagungsband hätte werden sollen, ist.

Isabel Kreitz: Die letzte Einstellung. Eine grafic novel zum letzten Film des Dritten Reichs. Mit ganz viel Kästner!

Viel Spaß beim Schmökern!

Alle Bücher von Erich Kästner. Band 1 in zwei Teilbänden erschienen.

Es ist ein Mammutwerk, das Remo Hug sich vorgenommen hat. Ein erstes Ergebnis liegt nun vor. Auf über 900 Seiten mit unzähligen farbigen Abbildungen – nach Angabe des Verfassers sind es 1850 – stellt Remo Hug die Ausgaben und Auflagen der Werke von Erich Kästner aus den Jahren 1928 (Herz aus Taille) bis 1933 (Das fliegende Klassenzimmer) vor.

Wer einen Band aufschlägt, wird schnell erkennen, welchen Schatz er in den Händen hält. Mit einer wunderbaren Liebe zum Detail werden die Entstehungsgeschichte und die Auflagen der Bücher Erich Kästners akribisch beschrieben. So weist Hug z.B. nach, dass „ein Komma im Impressum darüber entscheiden kann, ob es sich bei einem bestimmten Exemplar um eine Erstausgabe vom Fliegenden Klassenzimmer handelt oder nicht.“ Um solche Details zu erkennen, muss man natürlich möglichst viele Ausgaben und Auflagen besitzen und sie miteinander vergleichen. Hug verdeutlicht dies am Beispiel von Emil und die Detektive: „Seit 1929 sind davon allein im deutschen Sprachraum bereits gegen 200 Auflagen in mehr als 15 Verlagen erschienen; die Deutsche Nationalbibliothek hat knapp 50 Stück davon, der Nachlass Kästners im Deutschen Literaturarchiv in Marbach verfügt über 33, bei mir stehen demgegenüber 165 Exemplare.“

Und man muss die beiden Bände nicht von vorne lesen, obwohl die Einführung natürlich sinnvoll und spannend ist. Man kann sich ein Kapitel – ein Werk von Kästner – vornehmen und sich so zunächst beispielhaft der Fülle an Informationen nähern.

Für den Sammler steht die Bibliographie am Ende eines jeden Kapitels natürlich im Fokus. Die genaue Beschreibung der einzelnen Ausgaben lässt keine Zweifel aufkommen, welche Ausgaben man nun selber im Regal stehen hat. Und so stellt man plötzlich fest, dass die beiden Ausgaben vom Verhexten Telefon ja gar nicht identisch sind, sondern es sich um zwei unterschiedliche Ausgaben handelt. Und die abgegriffene etwas zerfledderte, broschierte Ausgabe des Fabian ist tatsächlich eine Erstausgabe – wenn auch nicht die gebundene.

Welch eine Freude!

Jahrbuch 12 der Erich Kästner Gesellschaft ist erschienen

50 Jahre Erich Kästner Gesellschaft

 Im April ist das Jahrbuch 12 der Erich Kästner Gesellschaft erschienen.

Schon der Umschlag deutet es an: Den Schwerpunkt dieses Jahrbuchs bildet der Rezensionsteil, in dem gut 30 Neuheiten vorgestellt werden, die rund um Erich Kästners 125. Geburtstag oder seinen 50. Todestag entstanden sind – in erster Linie Bücher, aber auch CDs und ein Musical.

Ein Rückblick gilt der Eröffnung der Erich Kästner-Forschungsstelle in der Internationalen Jugendbibliothek und der Verleihung des Erich Kästner Preises für Literatur an Wolf Haas. Darüber hinaus enthält Band 12 über ein Dutzend weiterer Artikel, darunter Forschungsbeiträge und einen Text zum 50-jährigen Bestehen der Erich Kästner Gesellschaft.

Kästners Kino

Das Berliner Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum präsentiert vom 12. Januar bis zum 23. März 2025 eine besondere Filmreihe. Unweit des Ortes der Bücherverbrennung werden etliche Kästner-Verfilmungen gezeigt. Im Ankündigungtext heißt es treffend:

„Seine Bücher wurden für die Bühne bearbeitet, als Hörspiele produziert und immer wieder verfilmt. Allein in den letzten zehn Jahren entstanden drei Spielfilme, die auf Romanen von ihm fußen. Dabei sind es nicht nur seine Kinder- und Jugendgeschichten, die das Kinopublikum seit Generationen faszinieren und Regisseur*innen zu neuen Adaptionen motivieren. Auch Kästners für erwachsene Leser*innen verfasste Werke leben im Kino weiter, besonders eindrucksvoll zuletzt in Dominik Grafs Fabian oder Der Gang vor die Hunde. Was zeichnet seine Figuren, Konflikte und Erzählweisen aus? Was ist an ihnen zeitlos, was zeitbedingt? Warum sind sie so inspirierend? Die Retrospektive Kästners Kino versammelt Erstverfilmungen, an denen der Schriftsteller selbst mitwirkte, und Remakes seit den 1970er Jahren. Zu sehen sind außerdem Filme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Drehbuch Kästner, der nach 1933 in Deutschland Publikations- und ab 1943 Berufsverbot hatte, unter Pseudonym oder gänzlich ungenannt verfasste.“

 

Erich Kästner Lieder von Rudi Schubert

Wir freuen uns sehr, dass es immer wieder Künstler und Künstlerinnen gibt, die die Aktualität von Kästners Texten zum Anlass nehmen, sie zu bearbeiten und ihnen so ihre ganz eigene Individualität zu geben.

Dazu gehören in besonderem Maße die Vertonungen von Rudi Schubert, die er im November 2024 auf dem Album Erich Kästner Lieder veröffentlichte und die u.a. auf Spotify zu hören sind.

„Die Vertonungen für Klavier und Gesang sind über Jahre entstanden“, schreibt Schubert, der Philosophie studiert hat und seit Jahren zusammen mit der Sängerin Véronique Kinnen auftritt. Er habe „die vielen Facetten und die menschliche Tiefe Erich Kästners Lyrik zum Ausdruck bringen wollen“. Dies ist ihm hervorragend gelungen!

Die Musik ist vielfältig und unterstützt an vielen Stellen die Stimmung der Texte. Oft verdeutlicht sie die Besonderheiten der Gedichte sehr gut. Dabei ist sie selbst kunstvoll und zeugt von Virtuosität und großem Können. Das gilt sowohl für den Klavierpart, als auch den Gesang. Besonders die Stimme von Co-Künstlerin Véronique Kinnen besticht durch den Facettenreichtum von klassisch bis verrucht.

Der Maskenball im Hochgebirge, eines unserer Lieblingsgedichte, ist fantasievoll und an vielen Stellen lautmalerisch vertont. Bereits beim ersten Hören sieht man vor dem inneren Auge die Jazzkapelle, die Lawine und nicht zuletzt die Verrücktheit der Hotelgäste.

Die Idee, die bittere Klage des (zu) schönen Fräuleins mit Bachs Preludium in C-Dur zu untermalen, bei dem man unwillkürlich Gounods Ave Maria mithört (ohne es zu hören), ist frech und genial.

Insgesamt sind diese 18 Vertonungen ein Ohrenschmaus und also eine uneingeschränkte Empfehlung!